Grenzverletzungen, Luftkämpfe und Internierungen in der Schweiz 1944 & 1945
Die ersten 'Kontakte' mit der North American P-51 Mustang durch die Schweizer Flugwaffe fanden noch während dem 2. Weltkrieg statt, und zwar in den Jahren 1944 und 1945, als sowohl Flugzeuge dieses Typs in der Schweiz abstürzten oder notlandeten, aber auch in Luftkämpfen im September 1944. Die Landung einer intakten P-51B Mustang im Juli 1944 (siehe Titelbild) ermöglichte der Schweizer Flugwaffe und der Schweizerischen Flugzeug- und Waffenindustrie wertvolle Einblicke und Erfahrungen mit diesem modernen Jagdflugzeug zu sammeln, was später den Entscheid zur Beschaffunng dieses Typs aus amerikanischen Überschussbeständen massgeblich beeinflusste.
nachstehend finden Sie die Geschichte der in der Schweiz internierten P-51 Mustangs:
Während dem 2. Welkrieg in Europa kam es in der Schweiz oft zu Grenzverletzungen durch fremde Flugzeuge der Achsenmächte und der Alliierten, wobei es meistens bei Überflügen blieb. Im Jahr 1940, nach dem Überfall Deutschlands auf Frankreich, kam is in den Grenzregionen der Nordwestschweiz auch zu Luftkämpfen mit Flugzeugen der Deutschen Luftwaffe. Ab 1943 fanden vermehrt nächtliche Überflüge durch Bomber der RAF (royal Air Force) statt, und ab Herbst 1943 ebenfalls durch Einflüge von Bombern und Begleitjäger der USAAF am Tag. Damit verbunden nahm auch die Zahl der internierten Flugzeuge der Alliierten zu. Ab Frühling 1944, in Vorbereitung der Landung in der Normandie durch Amerikanische und Britische Truppen, nahmen die Anzahl der Grenzverletzungen zu, und es kam zu Bombardierungen und Bordwaffenbeschuss durch Amerikanische Flugzeuge.
Absturz bei Lütisburg SG
27. Mai 1944: Anlässlich einer Begleitschutzmission für eine B-17 Bomberformationen nach Ludwigshafen wurde die berühmte 357th Fighter Group, genannt "Yoxford Boys", stationiert in Leiston, England, im Raum Strassburg in Luftkämpfe mit deutschen Abfangjägern verwickelt, wobei die P-51B-7-NA mit Serien-Nr. 43-6556 der 362nd Fighter Squadron mit Kennung G4-B, geflogen von Capt. Robert D. Brown, durch wegfliegende Trümmer einer beschossenen deutschen Focke-Wulf FW-190 beschädigt wurde. Es war Capt. Brown's 3. Luftsieg, liess die Beschädigung an der Steuerung der Mustang eine Rückkehr nach England nicht mehr zu, er mit seiner "Chicago gun Moll" genannten Maschine in Richtung Schweiz flog, um dort seine Maschine mit dem Fallschirm zu verlassen.
Kurz nach dem Einflug in die Schweiz im Raum Bodensee wurde die Mustang zunehmend schierig zu steuern, jedoch wartete Capt. Brown mit dem Abrung so lange wie möglich, um nichT auf deutschen Gebiet zu landen. Nach dem Absprung stürzte die P-51B bei Lütisburg SG praktisch senkrecht ab, während der pilot mit dem Fallschirm in der Nähe in einer hohen Tanne landete. Beim Absprung hatte er mit einem Bein das Leitwerk seiner Mustang getroffen und zog sich dabei eine schwere Fraktur zu. Herbeigeeilte Rettungskräfte befreiten den Piloten aus seine misslichen Lage und brachten ihn in ein nahegelegenens Spital Dort wurde er dann von der Schweizer Behörden einvernommen.
Capt. Brown verblieb für den Rest des Krieges als Internierter in der Schweiz, und war interessanterweise der Überführungspilot einer anderen in der Schweiz gelandeten Mustang, welche nach dem Krieg an die USAAF zurückgegeben werden musste, und mit welcher er im Oktober 1945 dann nach England zurückkehrte.
Notlandung in Ems-Plarenga - eine intakte Mustang !
19. Juli 1944: An diesem Tag kam die Schweizer Flugwaffe in den vorübergehenden Besitz einer intakten P-51B-10-NA Mustang, als sich auf dem kleinen Flugfeld Ems-Plarenga eine Notlandung ereignete. Untenstehend sind zwei Fotos, welche kurz nach der Notlandung gemacht wurden.
Diese Mustang wurde nach der Reparatur einer eingehende Prüfung unterzogen, und mehrere Piloten konnten dieses Muster bei Flugversuchen testen. Für diesen Zweck erhielt die Mustang Schweizerische Kennzeichen, eine individuelle Kennung wurde aber nie angebracht.
Notlandung im Rhein bei Buchs SG
22. Februar 1945: Nasse Landung im Rhein.